Liebe Eltern: Das könnt ihr tun, um weniger peinlich zu sein

Bussi? Wie peinlich!

Ein bisschen schaudert’s mich schon beim Gedanken an meine Jugend. Schuld daran sind meine Eltern. Okay, ich gebe zu: Das stimmt so nicht ganz. Schuld daran ist allein die Tatsache, dass ich irgendwann (etwa mit 13) anfing, meine Eltern so peinlich zu finden, dass ich mich nicht mal mehr beim Familieneinkauf im Supermarkt mit ihnen blicken lassen wollte.

Der Peinliche-Eltern-Teil

Als Teenager hat man es nicht leicht. Die eigenen Eltern sind grundsätzlich peinlich.
Als Teenager hat man es nicht leicht. Die eigenen Eltern sind grundsätzlich peinlich.

Aus heutiger Sicht ist das ziemlich lächerlich, ich weiß. Aber das war damals nunmal eine normale Nebenwirkung des Erwachsenwerdens. Das weiß eigentlich jeder, möchte man meinen. Leider nur theoretisch! Denn in der Praxis haben viele Erwachsene den Peinliche-Eltern-Teil ihrer eigenen Jugend längst verdrängt oder vergessen. Als wäre er nie passiert.

Wenn dann die eigenen Kinder ins Teenie-Alter kommen und mit “Ihr seid so peinlich!” und “Lasst mich einfach in Ruhe!” um sich werfen, ist der Aufschrei plötzlich groß. Warum alle so empört sind, verstehe ich bis heute nicht. Ganz nebenbei bemerkt gibt es sowieso absolut nichts, das Eltern tun könnten, um nicht peinlich zu sein.

Ein Kompromiss muss her

Nun kann man als Elternteil natürlich den Kopf in den Sand stecken, stundenlang die eigene Erziehung anzweifeln, dutzende Bücher zum Thema Pädagogik lesen und frustriert sein, weil das alles nichts bringt. ODER: Man macht das Beste aus der Situation und findet Möglichkeiten des Zusammenlebens, die für alle Familienmitglieder akzeptabel sind.

Im Alltag dürfte das machbar sein. Die Kinder (Jugendlichen – sorry!) gehen zur Schule (elternfreie Zone), treffen sich mit Freunden (ohne Eltern) und schotten sich in ihren Zimmern vor der Außenwelt ab (auch keine Eltern) – kaum Berührungspunkte!

Hölle, Hölle, Hölle!

Problematisch wird das Ganze erst beim Thema Familienurlaub. Auch hier vergessen viele Eltern die eigene Jugendzeit. Wer wird schon gerne gezwungen, zwei Wochen lang 24 Stunden am Tag mit seinen Eltern zu verbringen? Als Teenager hat man längst einen eigenen Kopf und eigene Ideen. Es gibt nichts Schlimmeres als “lustige Wanderungen” in den Bergen oder “aufregende Abenteuer” sonstwo. Hölle!!! Allein in Urlaub fahren geht aber auch nicht … und irgendwie würde man schon gerne mit den Eltern verreisen (nur zugeben würde man das natürlich niemals).

Wie ich im Zuge meiner Recherche für diesen Artikel rausgefunden habe, gibt es auch hier Möglichkeiten, alle zufrieden zu stellen. Und mit alle meine ich: Peinliche Eltern und coole Kids. Erwachsene, Teenager, Kleinkinder. Von mir aus sogar die Großeltern.

Alle auf einen Haufen

Über den Verein Tiroler Familiennester stieß ich auf ein ziemlich lässiges Angebot im Zillertal. Man riet mir, mich beim Tourismusverband Tux-Finkenberg nach der Playarena zu erkundigen und genau das tat ich auch. (Die konkrete Frage lautete übrigens: Wo kann man mit einer Familie mit Teenagern UND Kleinkindern Urlaub machen?)

Jedenfalls wurde ich prompt nach Tux eingeladen, um mir die Playarena persönlich anzusehen. Gesagt, getan. 

Wie ihr auf den Bildern sehen könnt, handelt es sich bei der Playarena prinzipiell um einen Indoor-Spielplatz(etwa 1200 Quadratmeter groß) mit ziemlich ausgeflippten Geräten (Kletterwand, Hochseilgarten, Hüpfburg; sogar ein Kino mit bequemen Liegemöglichkeiten gibt’s). Ein El Dorado also für ganz kleine, kleine und größere Kinder – das war mir auf den ersten Blick klar. Aber Teenager?!

Franz Tipotsch, der Geschäftsführer der Playarena, klärte mich dann auf: Die Playarena wurde von 14 Betrieben in der Gemeinde Tux privat finanziert und ausgestattet und steht den Gästen dieser Betriebe kostenlos zur Verfügung. Soll heißen: Kinder und Jugendliche zwischen zwei und 16 Jahren werden ganztägig von eigens ausgebildeten BetreuerInnen umsorgt und können sämtliche Geräte und Beschäftigungsmöglichkeiten nutzen.

Das Outdoor-Programm hat’s in sich

Zusätzlich zu dieser ständigen Indoor-Versorgung gibt es ein umfangreiches Outdoor-Programm für alle Altersklassen. Und hier kommen besonders die Teenies auf ihre Kosten. Gleitschirmfliegen, Wettkampfschießen, Rafting & Canyoning, Fackelwanderungen, Xtrem Tubing, Geocaching, Klettern, Schwimmen – das klingt ganz und gar nicht nach Aktivitäten für kleine Kinder, sondern ist extra für die Großen ausgelegt.

Während die peinlichen Eltern also auf den umliegenden Bergen und Wanderwegen unterwegs sind und die oben beschriebenen “lustigen Wanderungen” unternehmen, werden die Kids vom Team der Playarena sowohl drinnen als auch draußen gefordert. Ziemlich cool, oder?

Beschäftigung für kleine Geschwister

Da wird auch den Kleinen nicht fad: in der Playarena darf gespielt und getobt werden ohne Ende
Da wird auch den Kleinen nicht fad: in der Playarena darf gespielt und getobt werden ohne Ende

Und damit die kleinen Geschwister (bis 10 Jahre) nicht “nerven” können, werden sie von Manni Matschmonster und seinen Freunden, den Sommermaskottchen 2016, beschäftigt. Auf dem Programm stehen Walderkundungen, Basteln, Kristallsuchen, Gletscherflohsafari, Kochen/Backen, eine spektakuläre Adlerschaukel im Wald und vieles, vieles mehr.

Also ehrlich. Was will man denn als Teenie mehr? Ein Urlaub mit den Eltern, in dem die Eltern einen nicht auf den Geist gehen, die kleinen Geschwister beschäftigt sind und man selbst eigentlich tun und lassen kann, worauf man Lust hat.

Achja. Und bevor jetzt jemand aufschreit – ich vergaß. Die Sache mit den Computerspielen … auch das gibt’s in der Playarena – hier das Beweisfoto:

Auch Zocker sind in der Playarena willkommen
Auch Zocker sind in der Playarena willkommen

Alles könnte so einfach sein

Ich schwöre euch, meine Jugend wäre mit Sicherheit einfacher und unkomplizierter verlaufen, hätten meine Eltern das damals mit unseren Familienurlauben so gehandhabt. Ich wäre nach dem Urlaub nicht noch genervter gewesen als vorher und vor allem für meine Mutter und meinen Vater wären die Sommerwochen entspannter abgelaufen.

Am Ende hätten alle so etwas wie Erholung aus dem Urlaub mitgenommen – eigentlich sollte es doch so sein. Und vielleicht (aber nur ganz vielleicht und ich hätte es nie zugegeben) hätten meine Eltern ein bisschen (aber nur ein klitzekleines bisschen) von ihrer Peinlichkeit verloren.

Liebe Eltern: Das könnt ihr tun, um weniger peinlich zu sein
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Von in Tux-Finkenberg